Arzneiprobe – Stachys recta
Für unsere Arzneiprobe wählten wir diese Pflanze wegen ihrer besonderen Stellung in der Volksheilkunde. Das Krautwerk wird als Wundermittel gegen Verzaubern, Beschreien benutzt, wenn jemand „verhext“ wird. Es ist ein Zustand, für den von der konventionellen Medizin noch keine eindeutig definierte nosologische oder syndromologische Einheit gebildet wurde. Es könnte sich von dem Standpunkt der konventionellen Medizin um neurovegetative Dystonie handeln. Es ist ein Zustand der jähen Extremschwäche, Nausea, des Erbrechens, Vertigos, der Hautblässe, der nach dem Kontakt mit einem anderen Menschen entsteht, oft durch Blick in seine Augen. Einige Menschen scheinen zu diesen Zuständen mehr disponiert zu sein. Es betrifft sowohl betroffene als auch hervorrufende Seite. In der Volksheilkunde wird ein Krautwerkbund dieser Pflanze gekocht, stehen lassen, ins Waschgbecken gegossen und mit diesem Kräuterabsund werden Augen und Gesicht abgewaschen. Handelt es sich um Behexen, entsteht im Waschbecken Gerinnsel. Außer diesem magischen Gebrauch wird aufrechter Ziest auch bei der Gesichtsneuralgie, bei schlechter Blutzirkulation, bei Entzündungen im Verdauungskanal (Pharyngitiden, Gastroenteritiden), bei lahmer Gliederbeweglichkeit gegeben. Die Droge wird als Tonikum benutzt. Es wird blühendes Krautwerk gesammelt.
Die Arzneiprobe führten zwei Homeopatengruppen an sich selbst durch – von 4.3.2000 in Tatranská Polianka und von 13.5.2000 in Brno, in Gesamtzahl von 75 Personen.
Als Quelle diente die ganze Pflanze (Krautwerk und Wurzel), die in der ersten Augusthälfte 1998, zwischen 10-12 Uhr am Vormittag bei heiterem Wetter gesammelt wurde, als die Pflanze blühte.
Sammelort – ein Garten in Piešťany, nicht gedüngt, nicht chemisch gepflegt. Die Pflanzensamen wurden frei gestreut.
Das Medikament wurde von RNDr. Justína Dubajová hergestellt, Apotheke Homeo-Nitra.
Mentaler Zustand:
Apatie, Gleichmut, Ungezwungenheit. Unfähigkeit sich konzentrieren, sich an etwas erinnern, an Namen, daran, was man sagen wollte. Betäubungsgefühl, Schläfrigkeit. Erregtheit durch Kleinigkeiten. Gefühl des Bewußtseinverlustes. Anwesenheit von etwas Undefinierbarem. Gefühl der Energie über dem Kopf, Gefühl, daß man etwas aus niedrigen Astralstufen hat. Druck im Kopf wie bei Meditationen. Euphorie, Fröhligkeit, Friede, Harmonie.
„10 Minuten nach dem Medikamenteinnehmen ist mir schwindlig geworden, als ob mein Bewußtsein vom Körper weggegangen wäre, obwohl ich in Wirklichkeit da war.“
„Als ob meine Persönlichkeit sich gespalten hätte, geistiger Bereich ist an seiner Stelle geblieben, im Bereich des ersten Cakra habe ich Druck nach unten gefühlt, als ob er in Materie gefallen wäre, als ob ich zu Boden gefallen wäre und keine Möglichkeit gehabt hätte, Energie des ersten Cakra zu nutzen.“
Gesamtsymptome:
Große Müdigkeit.
Kältegefühl, Gänsehaut, Frösteln. Gefühl der inneren Reinigung, der Bewegung im Inneren, Vibrationen der Cakras, Energieströmung. Affinität zum 1., 3., 5. Cakra (Geschlechtsorgane, Magen, Hals). Verlust des Auffassungsvermögens für süßen Geschmack. Großer Appetit auf Süßes. Intensiveres Auffassungsvermögen für saueren Geschmack.
Appetit auf Bier.
Appetit auf Wein. Mangel am Hungergefühl, Appetitlosigkeit, sogar Abneigung gegen Essen.
Menthol und Pfefferminze: als ob Mentholsalbe in der Nase brännte, Pfefferminzgeschmack im Magen. (Pfefferminze gehört auch zur Familie Lumiaceae.)
Lokalbezeigungen:
Kopf:
Dumpfer Druck im Stirnbereich. Druckgefühl auf Augäpfel von innen hinaus. Druck von innen ins Nasenwurzelbereich. Wärme im Kopfbereich. Gefühl der Energieströmung aus dem Bauchbereich in den Kopf und in die Ohren. Hitzegefühl in den Ohren, sogar Ohrenbrennen. Gefühl, als ob die Ohren wahrnend blickten. Linkes Ohr ist rot.
Nase:
Verstopftes Nasenloch. In drei Fällen gab es Regression der Schnupfensymptome ( 2x Rhinallergose, 1x Rhinosinusitis ). Die Rhinosinusitis dauerte seit 2 Monaten und erschien ein paar Stunden nach dem Konflikt mit einer Romapatientin im Sprechstundenraum. Trotz antibiotischer und Lokalbehandlung dauerte sie weiter. Im Laufe des Tages trat der Schnupfen und die Nasenatresie weg und der Geruchssinn wurde erneut. Geruchsempfindlichkeit.
Gesicht:
Hautausschläge am Kinn.
Mund:
Zungenspitze-, Gaumenerstarren, Juckreiz an der Zungenspitze. Das Gefühl, daß etwas auf der Zunge krabbelt. Zungenbrennen, -beißen. Gaumenbrennen breitet sich bis in die Ohren aus. Das Gefühl der Energieströmung in die Zähne und den Mund.
Hals:
Das Gefühl, daß man im Hals eine Beule hat. Brennen der Gaumenmandeln.
Magen:
Gefühl der Vollheit, Hungergefühl fehlt. Inneres Zittern, Vibration im Magenbereich.
Bauch:
Gefühl des Narbeneinziehens nach der Blinddarmoperation, grimmige Schmerzen.
Stuhlgang:
Morgenstuhlgang ging auf ein mal weg, kugelförmig, als ob eingepackt.
Kompakter Stuhlgang, der auf einmal aus dem Enddarm ausfällt. Breiförmiger Stuhlgang.
Harnblase:
Oftes Harnen. Harnzwang, nicht effektiv. Wenig Harn.
Harn:
Orangenfarbener Harn. Dunkelgelber Harn. Dunkler Harn.
Weibliche Geschlechtsorgane:
Reichlicher weißer Ausfluß ohne Juckreiz.
Rücken:
Schmerzen zwischen Schulterblättern. Schmerzen des rechten Schulters, sie breiten sich aufwärts aus. Pulsierung unter dem linken Schulterblatt, jähe Erstarrung und jähe Lockerung.
Glieder:
Gliedererstarrung, schwere, ermüdete, schmerzende Waden wie nach Belastung. Muskelzucken in oberen Gliedern. Stoßschmerzen des linken Ellbogens, scharfe Schmerzen, als ob er gebrochen oder verrenkt wäre. Schmerzen des linken Handgelenkes, in Vergangenheit war es verletzt.
Haut:
Kribbeln, Erstarrung.
Schlaf:
Rückenlage während des Schlafs. Tiefer Schlaf. Erfrischender Schlaf.
Träume:
1.“ Wir haben in der Gruppe mit einem tschechischen Schauspieler, der sich nach dem Unfall
nur auf dem Rollstuhl bewegt, eine Pflanze studiert, die keine Blumen und ziemlich festen
Stengel hatte. Im Traum hat er gestanden und hat uns diese Pflanze gezeigt.”
2.” Im Wohnzimmer haben wir auf den Tod von drei Menschen gewartet, die dort mit uns
waren. In diesem Traum sind sie gestorben. Ich habe zwischen zwei Sesseln gestanden.
Der Geist eines der Sterbenden hat zwischen Sesseln gelegen. Hinter den Sesseln hervor
sind ein Hund, ein Hirsch und ein schwarzer Vogel (ähnlich wie ein Pinguin)
hinausgelaufen und sind über den auf dem Boden liegenden Geist gesprungen. Es hat
mich stutzig gemacht, daß sie Ihn gesehen haben. Ich habe mich gefühlt, wichtig zu
sein, weil sie die Nachricht über den Tod von den drei Menschen mir sagen sollten. In
den Sinn ist mir gekommen, daß sie wirklich sterben, weil die Tiere über den Geist
nicht umsonst gesprungen wären.”
3.”Ich habe in der Wohnung einen Raubfisch mit einem kugeligen Riecher gesehen. Er wollte
mich beißen.
4.“ Ich bin aus einem Alptraum erwacht, daß mein Kind Syphilis hat und stirbt.“
5.”Wir waren irgendwo und ich habe als Trophäe ein zerrissenes T-Shirt aufgehängt.”
6.”Ein Hügelland, am höchsten Ort ein mit Blumen geschmücktes Haus, mit schönem
Bogendach, Wiesen und Hügel, Wasser. Das Harmoniegefühl.”
7.”Ein Traum über Reisen.”
8.”Ich hatte einen Traum, daß ich und mein Mann uns zum Sex gezwungen haben (in
Wirklichkeit hatten wir seit 2 Jahren keinen Sex mehr). Mein Mann hat dann auf dem
Rücken gelegen. Er konnte nicht auf dem Bauch liegen, weil er darauf ein Melanom
hatte, groß wie ein Faust. Ich fühlte, daß er bald stirbt, daß nur ein kurzer Augenblick ihn
vom Tod trennt.”
Synchronereignisse:
Am ersten Tag des Seminars erzählte eine von der Teilnehmerinnen der Arzneiprobe über das Beschreien ihrer 13-monatigen Tochter. Sie bekam Darmverschluß, dessen Symptome danach erschienen, als in den Kinderwagen hinein ein fremder Mensch sah. Während des Gesprächs erwähnte sie, daß man in solchen Situationen Ziest benutzen sollte.
Essenz des Medikamentes:
Prozeß der Reinigung, Trennung, vor allem der Seele vom Körper – Thema des Todes.
Träume vom Tod und von Geistern.
Gefühl der Trennung des Bewußtseins vom Körper.
Trennung der oberen von unteren Cakras.
Erstarrung und Schwäche – Merkmale des Austrittes der Seele aus dem Körper.
Verlust der Körperlichkeit – Hungergefühl fehlt, Thema des Süßes.
Appetit auf Alkohol. Der Alkohol ist für Alchymisten Essenz des Stoffes, seine sauberste Substanz, seine Seele.
Die Hauptthemen der Probenden, bei der Stachys recta scheint, Simillimum zu sein: Unterdrücken von strenger cäsarischer Mutter, Gefühl der Bedrohung, Thema des Mordes, des energetischen Vampirismus, der Hexerei, der Magie, Ablehnung der Religionssymbole.
Trotzigkeit. Identifizierung mit dem Hund, Wolf. Ausdrucksvolle Augen und häufige unabsichtliche Beschreien anderer Menschen.
Verschlechterung in der Sonne, Aussuchung düsterer, dunkler Plätze. Schneidende Schmerzen.
Lateralität: Kopf links, Körper rechts.
Klinische Erfahrung von Dr. Jana Némethyová die das Medikament selbst in niedriger Potenz zubereitete: Nach dem Taufschmaus erschien bei einem 10-jährigen Romajungen große Mattigkeit, Übelkeit, Schwindel, Bauchschmerzen. Er konnte nicht einmal stehen. Er schien, geschnüffelt zu sein. Nach einer Dosis Stachys recta gaben seine Beschwerden dauernhaft nach.
DD: Peganum harmala (energetischer Vampirismus, Beschreien, Gefühl der Bedrohung), Stachys betonica, Mancinella, Cannabis indica, Agaricus, Anhalonium, Belladonna, Hyoscyamus, Stramonium, Lac-caninum.
Während der Arzneiprobe Stachys recta erschienen die ersten Komponente des Bildes dieses Medikamentes. Seine Bedeutung und Ausnutzungsmöglichkeiten sind jedoch durch Spezifizität der Situation gegeben, in der das Medikament fast immer benutzt werden kann. Der Zustand, wenn jemand “verhext” wird, hat sein charakteristisches Bild und seine Ursache. Dem entspricht Stachys recta. Von Medikamenten, die wir in letzten Jahren probiert haben, gewann gerade dieses die größte Popularität und begann im Laufe dieses Jahres in der Slowakei bei Zuständen des Beschreiens benutzt zu werden.
Dr.Vladimír Petroci
Slowakische Republik
petroci@gmail.com
(1)Kresánek, J., Krejča, J.: Atlas der Heilkräuter und Waldfrüchte. Martin 1982, s.127.